Gemüter zu zweit

Wir schaukeln uns mit Pessimismus und Verachtung hoch, verwerfen, was uns in die Quere kommt, kreisen mit unserem schrottigen Mustang um die provinziellen Kreisverkehre der Enttäuschung.
Der Abend hätte viel bringen können, wir haben zwischendrin auch gelacht, als wir feststellten, dass wir uns in einer Bar aufhielten, die ein Single-Treff war. Aber nach einem Drink gingen wir bereits, unter Glockenschlaggeläut um 0 Uhr, zu meinem Fachwerkhaus, um Brote mit Butter zu schmieren und unordentlich den Frühstücksschinken darauf zu platzieren. Dann saßen wir da auf der durchgesessenen Ledercouch mit unseren Kunstlederjacken und diskutierten Indiskutables. Aufgeputscht von unseren eigenen hochgeschraubten Worten, nach unseren Monologen, die rekapitulierten, was wir einmal gehabt und verloren, was uns jetzt noch blieb und was kommen würde, bissen wir in einen Schokoriegel und liefen, ich in Stöckelschuhen, du in sehr großen Stiefeln an deinen langen zierlichen Beinen, ins alte Schlachthaus, wo manchmal Kunst war bei Nacht und ein Feuer aus einer Blechtonne vor dem Eingang knisterte. Wir lamentierten, mit aufgerissenen Augen und dünnen Stimmen die schlechte Akustik, die Alternativlosigkeit zum extremen Alternativsein jener Künstlerszene. Wir trollten uns bald wieder davon, der Nebel legte sich nun über die Stadt und du gingst nach Hause zu deinem Kaninchen, und du sagtest noch "der darf jetzt nicht auch noch sterben". Ich umarmte dich kurz, rieb mein Kunstleder an deinem, wir standen vor einem Kaugummiautomaten- es gibt sie also tatsächlich immer noch?- und hakte mich bei einem unter, der uns tapfer begleitet hatte und am ganzen Abend kein einziges Wort gesprochen hatte.

Du erzähltest mir exakt sieben Tage später, an jenem Abend hättest du dich gerne von einer Brücke gestürzt, du träumtest einen Traum einer Versöhnung mit einem Menschen, der so unmenschlich zu Dir war. 

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